Die katalanische sinfonische Musik hat große Komponisten und Interpreten mit anerkanntem internationalem Werdegang hervorgebracht. Felip Pedrell (1841-1922) war der große Erneuerer der katalanischen Musik und Lehrmeister der Komponisten des musikalischen Modernisme Enric Granados (1867-1916) und Isaac Albéniz (1860-1909), des Avantgardisten Robert Gerhard (1896-1970) und des Oper- und Sardana-Autors Enric Morera (1865-1942). Die Sardana ist der traditionelle Tanz Kataloniens. Die Volksmusik erhielt dank Anselm Clavé (1824-1874), der die Chöre nach Spanien brachte, großen Auftrieb. Der Chorverband Federació de Cors Clavé ist eine mehr als hundertjährige und noch heute sehr aktive Institution. Die Freude an der Chormusik führt zur Entstehung der großen Chorgesellschaften, allen voran Orfeó Català (1891) und Societat Catalunya Nova (1895). Die Neuinterpretation katalanischer Volkslieder ist das Fachgebiet des Komponisten und vielseitigen Instrumentalisten Pascal Comelade (1955).
Der weltweit berühmteste Katalane im Bereich der Musik des 20. Jahrhunderts ist Pau Casals (1876-1973). Man kann von einem Vorher und Nachher in Bezug auf seine Interpretationen mit dem Cello sprechen, denn Casals führte eine Reihe von Innovationen ein, die Schule gemacht haben. Schon als Kind zeigte Casals große musikalische Begabungen. Mit 23 Jahren begann er seine professionelle Karriere und trat als Interpret in den besten Konzertsälen der Welt auf. Er arbeitete auch als Lehrer, Dirigent und Komponist. Von ihm sind Werke wie El Pessebre (Die Krippe). Während des Spanischen Bürgerkriegs wollte Casals das Land nicht verlassen. Er gab Benefizkonzerte, um Geld zu sammeln und wurde Ehrenpräsident des Hilfskomitees der Musiker für die spanische Demokratie. 1939 ging er ins Exil, mit der festen Absicht, nicht nach Katalonien zurückzukehren, solange Franco an der Macht bliebe. Casals ließ sich von 1939 bis 1957 in Prada de Conflent im Süden Frankreichs nieder und zog sich in ein musikalisches Schweigen zurück, das bis 1950 dauerte. Dann überzeugten ihn verschiedene Freunde aus der Welt der Musik, in Prada de Conflent ein Festival zugunsten der republikanischen Flüchtlinge zu veranstalten. Dieses Festspiel wurde jeden Sommer zu einem Bezugspunkt für Liebhaber der Kammermusik. 1957 zog Pau Casals nach Puerto Rico und setzte seine Karriere bis zu seinem Tod im Jahre 1973 in der ganzen Welt fort. Die Haltung des Musikers Casals zeichnete sich sein Leben lang durch das Engagement für Frieden und Freiheit aus. Ein Beispiel für dieses persönliche Vermächtnis ist die Hymne der Vereinten Nationen (1971).
Eine herausragende Persönlichkeit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist auch Eduard Toldrà (1895-1962). Zunächst, in seiner Jugend, sticht er als Violinist hervor. Dann, in der Zeit zwischen 1921 und 1936, als Komponist sinfonischer Werke. Und nach dem Bürgerkrieg, ab 1943, , macht er als Leiter von Orchestern in verschiedenen Ländern auf sich aufmerksam. Herausragende Pianistinnen waren Alicia de Larrocha (1923) und Leonora Milà (1942), zwei Frauen, die mitten in der Diktatur die katalanische und spanische Musik in die bedeutendsten Konzertsäle der Welt trugen.
Auf dem Gebiet der Komposition ragt auch das umfangreiche Werk des Komponisten Frederic Mompou (1893-1987) heraus, nach dem seit 2003 ein Lehrstuhl am Graduate Center of the City University of New York benannt ist. Erwähnenswert sind ebenfalls Xavier Montsalvatge (1912-2002) und die zeitgenössischen Komponisten Joaquim Homs (1906), Josep Maria Mestres Quadreny (1929) und Joan Guinjoan (1931).
Einen wertvollen Beitrag hat die katalanische Kultur auch in der Welt der Oper geleistet. Katalanische Interpreten waren seit Anfang des 20. Jahrhunderts international anerkannt, so Francesc Viñas (1863-1933), ein mit der Musik Wagners erfolgreicher Tenor, und Maria Barrientos (1884-1946), Soubrette und Liedsängerin, die in den bedeutendsten europäischen und amerikanischen Theatern auftrat. Im Laufe des Jahrhunderts und bis in die Gegenwart haben Tenöre wie Jaume Aragall (1939) und Josep Carreras (1946), der Bariton Joan Pons (1946) und die Sopranistinnen Victòria dels Àngels (1923-2005) und Montserrat Caballé (1933) der Welt ihre lyrische Stimme geschenkt.
Eine der auffälligsten Persönlichkeiten der katalanischen Musik ist Jordi Savall (1941), der sich seit mehr als 30 Jahren der Wiedergewinnung, Erforschung und Verbreitung von alter und barocker Musik für ein breites Publikum überall auf der Welt widmet. Anerkannt als großartiger Gambenspieler, aber auch als Dirigent, hat Savall verschiedene Ensembles (La Capella Reial, Hespèrion XXI und Le Concert des Nations) sowie sein eigenes Musiklabel gegründet, um die Musik der Vergangenheit in der Gegenwart zu leben.
Was die im Jazz verwurzelte Musik angeht, stechen im 20. Jahrhundert das Orchester und die Lieder des weltweit bekannten Xavier Cugat (1900-1990) sowie der großartige Pianist Tete Montoliu (1933-1997) hervor. Die Veteranen unter den Gruppen sind La Locomotora Negra (1971) und La Vella Dixieland (1980). Den Staffelstab übernommen haben unter anderen Jordi Rossy (1964), Schlagzeuger und Pianist, der Pianist Albert Bover und der Saxophonist Llibert Fortuny (1977). Mit Wurzeln im Jazz und einem Sinn für musikalische Erforschung, die ihn zu einem einzigartigen Künstler machen, hat Agustí Fernández (1954) seine Stellung als einer der bedeutendsten Pianisten auf dem Gebiet der Improvisation gefestigt.
Auch der Flamenco gehört zur katalanischen Musikkultur, mit herausragenden Persönlichkeiten wie der Tänzerin Carmen Amaya (1913-1963), den Sängern Juan Rafael Cortés Santiago, Duquende (1965), Miguel Poveda (1973) sowie der Sängerin Maite Martín (1965). Mitten in der Zeit der Diktatur, in den 50er Jahren, entwickelte die katalanische Kultur einen eigenen volkstümlichen musikalischen Stil: die katalanische Rumba, entstanden im Kreise der in Barcelona, im Viertel Gràcia, lebenden Zigeunerfamilien. Die Grundlagen des Genre legte Antonio González, El Pescaílla (1926-1999), für die Konsolidierung sorgte bis heute Pere Pubill Calaf, Peret (1935). In den Jahren 1978 bis 1987 war der Repräsentant der Rumba Gato Pérez (1951- 1990), von dem sich die Fusion-Musik beeinflussen ließ, die Barcelona seit den 90er Jahren in einen Treffpunkt für Interpreten aus der ganzen Welt verwandelt und Gruppen wie Cheb Bawlowski, Ojos de Brujo, Pomada oder Troba Kung Fú hervorgebracht hat.
In den 60er Jahren erstarkte der Protestgesang mit der 16 Jutges genannten Bewegung katalanischer Liedermacher. Sechzehn junge Musiker, sangen auf Katalanisch, der von der Franco-Diktatur verbotenen Sprache. Einige Namen aus der Gruppe führen ihre künstlerische Laufbahn noch immer fort und sind international präsent: Raimon (1940), Lluís Llach (1948), Joan Manuel Serrat (1943) oder Maria del Mar Bonet (1947). Die Tradition der Liedermacher in katalanischer Sprache geht mit einer neuen Generation weiter, zu der unter anderen Roger Mas (1975) oder Feliu Ventura (1976) gehören. Mitte der 70er Jahre entstehen Gruppen wie Al Tall (1974), zu deren Gründern Miquel Gil gehört, heute einer der bedeutendsten Liedermacher, oder die Companyia Elèctrica Dharma (1974). Die 80er sind die Jahre des sogenannten „katalanischen Rocks“ mit Bands wie Sau, Sopa de Cabra, Els Pets und Lax’n Busto.
Zu den prestigeträchtigsten der Musik gewidmeten Veranstaltungsorten zählen der Palau de la Música (Palast der Musik), ein von 1905 bis 1908 durch den Architekten Lluís Domènech i Montaner im Modernisme, dem katalanischen Jugendstil, errichtetes Bauwerk, das 1997 von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt wurde, sowie das Opernhaus Gran Teatre del Liceu, 1847 gegründet und 1999 nach einem Brand wiederaufgebaut. Das Liceu ist in der Welt der Oper zu einem Fixpunkt geworden. 1999 wurde auch die Konzerthalle L’Auditori eröffnet, ein Werk von Rafael Moneo. Das Gebäude bietet nicht nur drei Konzertsälen, sondern auch dem Sitz der katalanischen Musikhochschule und dem Musikmuseum Platz.
Die Vielfalt der im Sommer überall in Katalonien ausgerichteten Festspiele bietet Gelegenheit, Musik an Plätzen von besonderem künstlerischem Interesse wie der Burg von Peralada oder verschiedenen Klöstern der Zisterzienserroute wie Sant Pere de Rodes zu genießen. Nach der Rückkehr der Demokratie sind die Festivals der verschiedenen musikalischen Genres zu Treffpunkten der Kulturliebenden geworden. Beispiele dafür sind das Jazzfestival in Terrassa und das Bluesfestival in Cerdanyola, die bereits seit zwei Jahrzehnten stattfinden. Seit 1994 ist SÒNAR, das internationale Festival für elektronische Musik und Multimediakunst, ein unverzichtbarer Bezugspunkt für die Fans neuer Trends aus der ganzen Welt.